„Die Tür ist für mich noch nicht zu“

26. April 2021 Redaktion 0 Comments

Der Kirrlacher Speerwerfer Andreas Hofmann hat trotz seiner Ellenbogen-OP Olympia in Tokio nicht abgeschrieben

Badische Neueste Nachrichten Montagsinterview/ Reinhard Sogl

Waghäusel. Am 3. Februar hat sich der Kirrlacher Speerwerfer Andreas Hofmann am Ellenbogen des Wurfarms operieren lassen müssen. Ein Innenband war geschädigt, das seit vergangenem August anhaltende Schmerzen verursachte. Wegen der gleichen Verletzung hatte sich der Vizeeuropameister schon 2013 unters Messer begeben. Unser Redakteur Reinhard Sogl unterhielt sich mit dem 29-Jährigen über den Genesungsverlauf und die Chancen auf einen Start bei Olympia in Tokio.

BNN: Herr Hofmann, wie verläuft der Genesungsprozess?

Hofmann: Sehr, sehr gut. Ich bin sehr zufrieden damit, wie es bislang geIaufen ist. Ich bin nach der OP gleich gut reingekommen ins Reha-Training. In der Woche danach konnte ich schon dreimal auf dem Ergometer den Kreislauf in Schwung bringen. Diesmal wurde die Sehne, die im Ellenbogen eingesetzt wurde, ja aus dem Unterarm genommen und nicht aus dem Oberschenkel, deshalb konnte ich gleich mit Ausdauerübungen beginnen. Arzt, Physiotherapeut, Reha-Trainer und mein Trainer Lutz Klemm ziehen alle an einem Strang. Bei der ersten Nachuntersuchung äußerte sich Doktor Hollinger sehr zufrieden. Nächste Woche steht die zweite Nachuntersuchung an. Ich hoffe, dass ich dann grünes Licht bekomme für den weiteren Trainingsaufbau. Den Ellenbogen kann ich schon wieder durchstrecken.

BNN: Was ist dieses Mal anders als vor acht Jahren?

Hofmann: Ich war überrascht, wie gut ich die OP weggesteckt habe. Mir ging es diesmal gleich wieder gut und ich durfte den Arm sofort bewegen. Noch im Krankenbett habe ich den Arm gestreckt und gebeugt und so den Heilungsprozess angekurbelt. Vor acht Jahren habe ich erst mal eine Schiene angelegt bekommen, das war sehr limitierend. Diesmal verlief alles zügiger, auch, weil bei der OP medizintechnisch einiges verbessert und verfeinert wurde.

BNN: Wie sieht der Trainingsfahrplan aus?

Hofmann: Ich hoffe, dass ich jetzt das normale Training aufnehmen kann, dann auch mehr ins Laufen komme. Zwei Wochen lang trainiere ich jetzt auf mit Läufen, Sprints, Sprüngen und allgemeinem Krafttraining, damit ich dann keine Probleme bekomme, wenn es an die Langhantel geht. Wenn das grüne Licht kommt, will ich dann Anfang Mai wieder ins Werfen kommen, erst mit einem Baseball, dann irgendwann auch mit dem Speer in der Hand spezifische Bewegungen trainieren. 

BNN: Wie groß ist die Hoffnung auf einen Olympiastart?

Hofmann: Grundsätzlich glaube und hoffe ich, dass die Olympischen Spiele stattfinden. Und im Hinterkopf habe ich Tokio schon. Die Tür ist für mich noch nicht zu. Olympia habe ich noch nicht abgeschrieben, dafür ist es noch zu früh, aber es wird tough. Bis Ende Juni die Norm von 85 Metern zu werfen, ist schon eine große Herausforderung, aber nicht unmöglich. Ich glaube aber auch nicht, dass 85 Meter reichen für die Top drei in Deutschland angesichts der großen Konkurrenz, da wird man schon noch zwei, drei Meter drauflegen müssen. Ich bin aber in keiner Drucksituation. Wenn es klappt ist es gut, wenn nicht, dann sollte es eben nicht sein.  

BNN: Sollten die Spiele stattfinden, wird vom Flair Olympias nicht viel zu spüren sein ohne Zuschauer, ohne Olympisches Dorf, mit striktem Hygienekonzept. Reizt Olympia dennoch?

Hofmann: Ich kann nicht wirklich beurteilen, wie es war, weil ich noch nie bei Olympia dabei war. Ich war aber in Taiwan bei der Universiade, das sind ja die Spiele der Studenten. Das war eine tolle Erfahrung, nach dem eigenen Wettkampf andere Sportstätten, andere Sportarten und andere Athleten zu besuchen. Dadurch lebt ja auch der Teamgedanke. Diesen Zusammenhalt zu erzeugen, wird für den DOSB eine große Herausforderung sein. Sehr schade ist natürlich, dass die Wettkämpfe vor leeren Rängen stattfinden. Du bereitest dich ja monatelang akribisch vor, kriegst dann aber nicht den verdienten Applaus. Unterm Strich sind Olympische Spiele aber Olympische Spiele, die haben auch so ihren Stellenwert. Wenn ich eine Medaille gewinnen würde, dann könnte ich mit den Umständen auf jeden Fall noch viel besser leben.