Von Elena Auer – RNZ
Überraschungsgast lässt Kinderaugen strahlen – Beim Speerwurf-Lehrgang gibt er motivierende Tipps
Eppelheim. Noch einmal den Griff überprüfen, dann läuft er los. Es wirkt, als schwebe er über die Bahn, leichtfüßig bewegt er sich fort. Ein letzter Stemmschritt und mit einer peitschenden Armbewegung befördert er den 800 Gramm schweren Speer in die Ferne. Im hohen Bogen fliegt der lange Stab durchs Stadion und sticht in den Boden. Keine neue Bestleistung, aber trotzdem eine beachtliche Weite. Zumal die meisten schon Probleme hätten, mit dem Speer zu laufen. Bei Andreas Hofmann wirkt der Speer allerdings wie eine Verlängerung seines Armes. Man hat fast das Gefühl, er sei ein Teil von ihm geworden.
Am vergangenen Samstag fand beim TV Eppelheim ein Lehrgang des Badischen Leichtathletik-Verbandes (BLV) zum Thema Speerwurf statt. 20 Trainer aus Baden-Württemberg nahmen teil, sechs davon kamen aus Eppelheim. „Wir wollen das Speerwerfen auch hier im Verein mehr unterstützen“, sagt Axel Emmerich, der Leiter der Leichtathletik-Abteilung des TVE. Der Lehrgang stand unter dem Motto „Lernen von den Besten“, und so wurde neben Lutz Klemm, dem Landestrainer der Wurfdisziplinen, auch Topathlet Andreas Hofmann eingeladen. Die Technik stand an diesem Tag im Vordergrund.
So ging es nach einer theoretischen Einführung und Übungen in der Halle hinaus ins Stadion, um das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Vom Landestrainer korrigiert zu werden und die Übungen von einem Profi vorgemacht zu bekommen, war etwas ganz Besonderes für die Eppelheimer Kinder. Zaghaft fragten sie Hofmann, ob er auch mal werfen möchte. Dieser ließ sich nicht zweimal bitten, machte mit und gab dem Nachwuchs Tipps. „Als mein Trainer Lutz Klemm mich gefragt hat, ob ich mitkommen will, hab ich gerne zugesagt. Ich freue mich, dabei zu sein“, erklärte Hofmann, welcher im letzten Jahr seine persönliche Bestmarke von 91,07 Metern aufgestellt hat.
Deutschland ist im Speerwerfen auf Weltranglistenplatz eins, mit einigen Topathleten. „Wenn man bei den deutschen Meisterschaften oben mit wirft, kann man sich zu den Topathleten weltweit zählen“, erklärt Axel Emmerich. Aufgrund der vielen Erfolge ist Speerwerfen aktuell sehr präsent. Aber auch hier gebe es, wie bei der Leichtathletik generell, Nachwuchsprobleme, weiß Emmerich: „Leichtathletik ist ein Liebhabersport. Im Vergleich zu anderen Sportarten ist es weniger attraktiv.“
Auch Andreas Hofmann hat kein Patentrezept, um Nachwuchs für den Speer zu begeistern. Wichtig ist ihm, Spaß und Motivation zu vermitteln: „Ich würde den Kindern einfach den Speer in die Hand geben, damit sie ein Gefühl für seine Konstitution kriegen. Wenn ich persönlich den Speer gut treffe, löst das bei mir viele Glücksgefühle aus. Diese Gefühle möchte ich auch bei anderen auslösen.“
Das Talent wurde Hofmann in die Wiege gelegt. Vater Jürgen Hofmann war Leichtathlet. Er war es auch, der ihn aus den Fußballschuhen rein in die Spikes brachte. „Mein Vater hat mich spontan gefragt, ob ich mal bei den Kreismeisterschaften mitmachen möchte. Kurz gesagt, lief das sehr gut“, erzählt Hofmann. Quereinstiege kennt die Familie gut. Jürgen Hofmann wurde in den 1980er Jahren aufgrund seiner 100-Meter-Sprintzeit vom Bobverband angeworben. Das lief dann, ähnlich wie bei seinem Sohn, von heute auf morgen ziemlich gut. „Den behalten wir“, sagte der Landesverband damals.
Noch wurde Andreas Hofmann nicht vom Bobverband angefragt, aber geliebäugelt hat er mit dieser Sportart schon. „Interesse ist da, mal im Bob den Eiskanal runter zu düsen, aber ob sich das wirklich mal ergibt, steht in den Sternen“, erzählt der 26-Jährige lachend.
Sein Verein, die Mannheimer TG, bietet ihm gute Trainingsmöglichkeiten. Aber vor allem die Nähe zu seiner Heimat Kirrlach und seinem Studienort Heidelberg überzeugen. „Mir gefällt die Region, ich fühle mich hier wohl“, sagt er. Genaue Zukunftspläne hat der Sportstudent noch nicht. „Ich habe bereits den C-Trainerschein in der Leichtathletik gemacht. Natürlich auch, um nach der Karriere noch Hintertürchen offen zu haben“, sagt Hofmann. Wer weiß, vielleicht ist er mal selbst als Teilnehmer bei einem Lehrgang dabei?
Aktuell gilt seine Leidenschaft seiner Paradedisziplin, dem Speerwerfen. Die Ästhetik in Anlauf und Abwurf gefallen ihm, aber auch die Weite, die man erreichen kann. Die Auswirkungen des Trainings auf die Körperkonstitution ist für ihn ein weiterer positiver Aspekt. Jeder Muskel des 1,95 Meter großen Athleten ist definiert. Mit den breiten Schultern und muskulösen Armen macht das einiges her, wenn er den Speer in die Weite katapultiert.
Auf die Frage, wie er einen optimalen Speerwerfer beschreiben würde, antwortet er selbstbewusst: „Andreas Hofmann“. Doch nicht nur sein Körperbau machen ihn zu einem der besten deutschen Speerwerfer. Ihm macht der Sport einfach Spaß, daher trainiert er jeden Tag. Die Qualifikation für die EM 2018 in Berlin ist dabei ein Ziel.